DER STANDARD – 26.4.2012

3raum-Theater
Mit Marilyn auf der Rückbank
Andrea Heinz, 25. April 2012, 17:26

“Honolulu Blues”, zu sehen beim 2. Festival des Absurden im 3raum-Theater.

Drei Stücke an einem Abend, mehr als 20 Darsteller, Livemusik, Akrobatik und Spielszenen in schnellem Wechsel gibt es beim 2. Festival des Absurden
Wien – Absurd zu sein ist in der Regel kein Kompliment, eher ein Vorwurf. Absurdität kennt weder Sinn noch Logik. Und wer will das schon? Hubsi Kramar und sein 3raum-Anatomie-Theater etwa, die dem Absurden nun schon zum zweiten Mal ein ganzes Festival ausrichten: drei Stücke an einem Abend, mehr als 20 Darsteller, Livemusik (Edith Lettner, Martin Kratochwil), Akrobatik und Spielszenen in schnellem Wechsel.
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Los geht es im Sezierraum mit Kramars und Patrik Hubers episodenartigem INXYZY – Flammende Liebe. Nicht nur um Liebe, auch um Politik dreht es sich hier: “Nach Kärnten” weist ein Schild den Weg. Wie die Hausheilige thront über der Bühne Lucy McEvil mit überdimensionierten Engelsflügeln. Man fürchtet “die Langobarden”, ein Jägersmann treibt sich auf der Bühne herum. Ohnehin schießt man reichlich aufeinander, ohne jemals zu sterben. Absurd eben. Irrsinnig auch der zweite Teil, in dem Kramar halbnackt und nach Texten von Peter Matejka und Gerhard Jaschke Der ausgebildete Kranke ist, der sich mittels Turnübungen, Sauerkraut und Knoblauch fit hält. Ein lustiger, aber nicht besonders subtiler Seitenhieb auf ein neoliberales Gesundheitssystem, in dem jeder sein eigener Arzt ist.
Höhepunkt ist der dritte Teil, Patrik Hubers Honolulu Blues. In der höchst surrealen, türkis gefliesten Halle des Anatomiesaals steht eine graue Proloschaukel ohne Verdeck. Darauf werfen sich die Darsteller in Pose und mit Zitaten um sich: Gangster treiben ihr Unwesen, die Monroe singt, und eine Elvis-Type schmeißt sich in Grease-Manier auf den Fond des Wagens (Kostüme: Hanna Hollmann, Michaela Studeny). Wie schon im ersten Teil wird gemordet, gesungen, geliebt. Und dem großartigen Ensemble beim irrwitzigen Treiben zuzusehen ist auch hier ein Vergnügen. Doch der Abend bietet mehr als Lacher: Gerade da dem Publikum eine eindeutige Handlung zwar verweigert, dafür aber jede Menge Rohmaterial geboten wird, kann sich hier jeder seinen eigenen Reim auf die Geschichte machen. Ein eindeutiges Kompliment an das Absurde.  (Andrea Heinz, DER STANDARD, 26.4.2012)
Bis 5. Mai