BEZAHLT WIRD NICHT! – Kritiken - Archiv, Hubsi Kramar, Theater

Lacht kaputt, was euch kaputt macht! (KURIER von Heinz Wagner – 11.11.15)
Mitreißende Version von “Bezahlt wird nicht!” von Dario Fo in der Regie von Hubsi Kramar mit einem sehr spielfreudigen Team im Wiener Theater Akzent. Asli Kişlal, Stefano Bernardin, Markus Kofler, Sascha Tscheik und Gioia Osthoff Spielfreude pur. Die da oben auf der Bühne haben ihre Hetz. Und nehmen das Publikum voll die knapp zwei Stunden mit. Das Haus tobt. Lachen aus vollem Hals. Wenngleich es hin und wieder in diesem stecken bleibt. Himmlisch mitreißend temperamentvoll spielt das Quintett die bitterböse Sozialsatire „Bezahlt wird nicht“ des italienischen Literaturnobelpreisträgers Dario Fo. Viele seiner Stücke bzw. jener, die er gemeinsam mit Franca Rame, produziert hat, sind als Volks-Komödien angelegt: Aufgreifen brennender sozialpolitischer Fragen aber nicht auf einem abgehoben pseudo-intellektuellen Niveau, sondern verortet im Alltag normaler, durchschnittlicher Menschen. Ein bisschen oder auch mehr überdreht, Situationskomik, Sprach- und Wortwitz – und herrschende Verhältnisse werden so demaskiert und in Frage gestellt.

Situationskomik, Sprach- und subversiver Wortwitz:  Der Plott des vor 4o Jahren geschriebenen Stücks „Bezahlt wird nicht!“: Die Preise steigen, die Arbeitslosigkeit auch. Verzweiflung. Spontane Proteste – und sozusagen Selbsthilfe. Frauen im Supermarkt nehmen sich was sie brauchen – oder auch nicht. Und zahlen nicht. Doch ihr Ehemann Giovanni ist ein sehr korrekter. Lieber verhungern als stehlen. Also muss sie die Sachen verstecken. Ihre Freundin Margherita stopft sich Nudeln, Oliven und anderes widerwillig unter den Rock. Plötzlich „schwanger“. Doch wie das deren Mann Luigi erklären?! Obendrein taucht ein Polizist, pardon Wachtmeister, auf, um alle Wohnungen zu inspizieren… Dazu gesellen sich noch ein paar weitere Komplikationen, u.a., dass Antonia beim Zugreifen Hunde-, Katzen, und Vogelfutter erwischt hat… Neben vielen spontanen Lachern über lustige, verwickelte Situationen, Antonias Erfindung fantasievoller Ausreden am laufenden Band, Wortspiele oder die genialen Buchstabenverwechslungen des Carabiniere wie etwa „häute deine Zange“ statt „hüte deine Zunge“ kommt grundsätzlichere Kritik an der Ungerechtigkeit, am kapitalistischen System in dieser ironischen Form daher. Wie verhältnismäßig ist die Illegalität von Lebensmittel-Diebstählen im Vergleich zur legalen Ausbeutung etwa?  Zum Nachdenken anregen durch Witz und Humor. Sozusagen: Lacht kaputt, was euch kaputt macht!

Zwei neue Lieder: Das Team rund um Regisseur Hubsi Kramar, der im zweiten Teil selbst einen kleinen Auftritt hat, traf sich zu Beginn der Arbeit an diesem Stück eine Woche abseits des Trubels der Großstadt, zeigte sich mit zwei Übersetzungen von Fos Stück nicht sonderlich glücklich, baute daraus eine neue zusammen und ließ sich von Eva Schuster zwei aktuell gefärbte Lieder schreiben: „Wer zahlt die Rechnung? Wer rettet den Markt und kriagt scho mit 30 an Herzinfarkt…Was schau ma so bleed? Warum wer ma uns ned? …“ bzw. „Scheißt da nix, passiert da nix, in der Gunst des Augenblicks wird ma sehr erfinderisch und is aa ned wählerisch! Hypo Alpe Adria Heta ratatatataaaaa.“ Alle fünf spielen lustvoll, beherzt, mitreißend, richtig getimt. Eine Pointe, ein Gag jagt den nächsten. Und waren überwältigt davon, wie das Publikum mitging. Und das vom ersten Moment an, als Asli Kişlal als temperamentvolle Antonia mit vollen Händen vom Supermarkt nach Hause kommt. Mehr als überzeugend auch Stefano Bernardin in all seinen Rollen – samt dem Sidekick, dass kleine Theater eben aus Geldmangel manche mehrere Rollen spielen lassen müssen (was dem Original entnommen ist).

Hubsi Kramar verlegt die Italianità in die Hasengassn  (Mottingers Meinung – von Michaela Mottinger – 11.11.15)

Der Literaturnobelpreisträger hätte, lässt sich vermuten, seine Freude daran, wie jetzt in Wien seine Aufforderung zum zivilen Ungehorsam inszeniert wurde. Denkanstifter Hubsi Kramar zeigt im Akzent „Bezahlt wird nicht!“ und hat dazu Dario Fos Frauenpower-Farce in die Hasengassn verlegt, also die Adria nahe an die Hypo Alpe, mei Chianti is ned deppat, und daraus ein saftiges Stück Volkstheater samt Couplets gemacht, die Satire als schlechtes Gewissen der Macht sozusagen. Bevor man sich prächtig zu amüsieren traut, ist man ernüchtert, wie aktuell diese 41 Jahre alte Agitpropkomödie noch ist. Die Verhältnisse sie sind noch so, sie sind schon wieder so. Gegen den Diebstahl der Marktwirtschaft hilft nur Ladendiebstahl. Und so macht eine Menge wütender Frauen dem Konsum im Wortsinn den Garaus. Freie Marktwirtschaft ist ein im Grunde revanchistisches System. Für jede Quittung, die man überreicht, revanchiert sich jemand mit einer Rechnung, die er präsentiert. Die working und wegrationalisierten poor holen sich also ihren Anteil am Profit in Form von Nudeln und Dosenparadeisern, die Butter vom Brot eines Plissonnier und seines Broseta, aber, ach, käme erst das Fressen, doch es kommt die Moral in Gestalt der Ehemänner. Der ehrliche Arbeiter nimmt nicht einmal selbst erbeutete Almosen an. Ja, wir waten bis zum Hals in der Scheiße, aber genau deshalb tragen wir den Kopf hoch erhoben. Daher weg mit dem Zeug, unters Bett und unter die Kittel, plötzlich sind alle schwanger und Polizisten vor der Tür …

Worteschmied Fo heftet den ihm eigenen anarchischen Witz an seine politischen Wahrnehmungen, und Hubsi Kramar zeigt an diesem Beispiel auf seine Weise, dass der Neoliberalismus auf dem rechten Weg ist. Privatisierung kommt von privare/ berauben. Aus dem Originaltext und zwei Übersetzungen, mit kritischem Geist und spottendem Herzen, formulieren der Theatermacher und seine Truppe ihre Absage an die Marktfundamentalisten und die Internationale Solidarität der Banker. Avanti Popolo! Zum heiteren Gegenangriff. Der Hanswurst kann laut sagen, was Hamlet im Stillen denkt. Selbstverständlich ist jede Ähnlichkeit mit aktuellen Tagesereignissen gänzlich beabsichtigt. TTIP-Freihandelsabkommen und andere unsaubere Geschäfte, Nestlé und Novomatic, Asyldyskoordination und Abschiebung, Gentrifzierung und Griechenland, Steuerreform und andere Skandale, wie den Leuten die Schlag-Zeilen eben so auf den Kopf knallen, so geht’s rund in „Bezahlt wird nicht!“ reloaded. Dass das Akzent dafür der perfekte Aufführungsort ist, zeigt einer der größten Lacherfolge, als es über eine Figur hilflos erstaunt heißt: „Der ist ja linker als dein Parteivorsitzender.“ Akzent: Applaus! Angesichts schwarzer Geschäfte sieht die Gesellschaft rot. Markus Liszt hat auf die Bühne eine grindige Puppenstube gestellt. Mit Propangasflaschen. Im Zinshaus eine Küchenuhr ohne Zeiger. Darin wirkt Asli Kislal mit der ganzen Kraft ihres Amtes als Antonia. Sie zeigt wie Istanbuler Italianità geht, aber hallo. Mit Tempo und Temperament redet sie alle in Grund und Boden und sich beinah um Kopf und Kragen, in dramatischer Geste eine Silvana Mangano, nur, dass sie nicht einmal mehr bitteren Reis servieren kann. Obwohl Volkes Stimme Gottes Stimme ist, fällt sie kurz vom Glauben an ein gutes Ende ab. Aber es wird wieder. Der Opa war auch so. Ein katholischer Sozialist. Kreisky und der Papst. Die österreichische Er-Lösung. Was Kislal zeigt, ist, unterstützt von Gioia Osthoff als treuer und herziger Margherita, großes Kino; Kramar, der große Feminist, weiß, wie man Männer dumm und dämlich quatschen kann. Er setzt zwei exzellente Komödiantinnen in Szene, denen Markus Kofler und Sascha Tscheik mehr als Pantoffel- denn als -helden gegenübertreten.

Kofler, immer mit einem Bein im absurden Theater, gibt den um seine Ruhe gebrachten Nur-Ruhe-Menschen Giovanni, Antonias Angetrauten, ein Proletarier, der höflichst um klare Abgrenzung vom Begriff Prolet bittet. Eine tragische Figur, er kann einem leid tun, weshalb umso vergnüglicher ist, ihm zuzusehen, wie unlustig er das alles findet. Wie er das ihm vorgesetzte Hundefutter wie ein Gourmetkritiker bewertet – mit zwei Spritzern Zitrone vielleicht? Das hat Charms. Tscheik ist als Margheritas Mann Luigi der Praktiker in diesem herrlichen Duo, die Hand zu diesem verzweifelten Hirn. Er hat das Publikum auf seiner Seite, wenn er über seine umgekehrte Logik von Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Sein philosophiert. Weil die nehmen ja unsere Arbeit und wir geben sie ihnen. Der größte Kasperl im Theater aber ist Stefano Bernardin. Er ist Wachtmeister und Carabiniere, ist linkslinker Sicherheitssubversiver und aufrechter Ordnungshüter, ist ein Flageolet und ein Capitano Spavento, eine Granate bis zur Kopfbedeckung. Und beim Singen furchteinflößend wie einmal Stefan Weber. Neben Hubsi Kramars Cameo-Auftritt erfreut er am meisten als Leichenbestatter Dalí Dalí – da ist er auch, dieser Weber-Blick – und als Giovannis leicht verwirrter Vater. Ein gelungenes Quartett. In Stockholm 1997 sagte Dario Fo: „Die Macht, und zwar jede Macht, fürchtet nichts mehr als das Lachen.“ Optimistisch, diese Hoffnung, dass sich der Markt über mehr (heu)schreckt, als nur die Konjunkturdaten. Hubsi Kramar ist Optimist. Er kämpft einen klasse Kampf. Er will das Kapital kaputt lachen. Dem Mann kann bei dieser Arbeit im Akzent gut geholfen werden.

bezahlt-wird-nicht-standard (von Ronald Pohl – Standard – 12.11.15)

BEZAHLT WIRD NICHT ! - Theater

BEZAHLT WIRD NICHT !

Premiere am 10. November 2015 – 19:30
Weitere Vorstellungen: 19. + 20. November und 4. + 5. Dezember 2015 – jeweils 19:30
www.akzent.at

WINNIE UND ADI – DAS DUELL (Aufführungen in München) - Theater

WINNIE & ADI – DAS DUELL

Adolf Hitler und Winston Churchill live on stage – mit Hubsi Kramar und C.C. Weinberger – Deutsche Erstaufführung
Musik: Harry Kulzer & Mr.Goebbels Revival Band / Conférencier: Dita Scholl / Autor: Ludwig Peter Ochs (nach Originaltexten) / Inszenierung: Clemens Keiffenheim
Vorstellungen: 3.11. – 5.11. / 11.11. – 13.11. / 18.11. – 21.11. – jeweils 20:00 Uhr
Theater Drehleier – Rosenheimer Str. 123, München
Karten: theater-drehleier.de / Hotline 089/48 27 42 / muenchenticket.de

HUBSI KRAMAR IM MAI - Hubsi Kramar

WINNIE UND ADI

Wiederaufnahme
30. Mai – 20:00
dasTAG – Gumpendorfer Straße 67 – 1060 Wien
www.dastag.at

Dr. Helmut Zilk im Gespräch mit Adolf Hitler - Hubsi Kramar

ÜBERLEBENSKÜNSTLER

20. + 21. April – 20:00
Rabenhof Theater – Rabengasse 3 – 1030 Wien

von und mit: Hubsi Kramar & Peter Paul Skrepek
Idee & Regie: Thomas Gratzer, Bühne: Christian Gallei
Karten schnell sichern unter www.rabenhoftheater.com

Das legendäre Aufeinandertreffen von Adolf Hitler, dem wohl bekanntesten Ex-Politiker des 20. Jahrhunderts und Wiens Ex-Bürgermeister und Alt-Landeshauptmann Dr. Helmut Zilk, einem Mann, der es wie kein Zweiter schafft, seinen Gesprächspartner genau so oft zu Wort kommen zu lassen, wie es ihm, dem wohl eloquentesten Landesvater seit Dr. Karl Lueger, richtig erscheint, jährt sich zum 16. Male. Was als Side-Projekt und Einzelevent im Rahmen der Kulttruppe „Habsburg Recycling“ im Jahr 1998 begann, entwickelte sich über die vergangenen 16. Jahre zum Dauerbrenner auf Österreichs Kabarettbühnen. Auftritte beim Opernball, bei der Leipziger Buchmesse und bei Dorfers Donnerstalk waren nur ein paar Stationen der Protagonisten dieses legendären Abends.

DOKUMENTARFILME von Hubsi Kramar - Hubsi Kramar

WONDERFUL 1 – Urlaub wie noch nie

“Obdachlose machen Urlaub” in Rovin
TOP KINO am 09. April – Kleiner Saal – 19.30
http://www.topkino.at

„Von Staats wegen ist das nicht gern gesehen. Wer nix arbeitet, soll nix
haben. Wer nichts hat, ist ein Sozialschmarotzer und gehört bestraft.
Aber sicherlich soll er keinen Urlaub machen. Das ist für die
wohlhabenden Ausbeuter und die durchgewalkten Arbeitssklaven, die dafür
einmal kurz aus dem Maus-Laufrad ins Touristen-Laufrad dürfen.“ (Kramar)
Anschliessendes Gespräch mit Hubsi Kramar.

WONDERFUL 2 – Urlaub wie noch nie

“Obdachlose machen Urlaub” in Venedig
TOP KINO am 30. April – Kleiner Saal – 19.30
http://www.topkino.at

WINNIE UND ADI – Wiederaufnahme - Hubsi Kramar

30. Mai und 2.+ 3. + 6. Juni
TAG – Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien – Tel: 01 5865222

http://dastag.at/home/

YORICK STIRBT - Hubsi Kramar

Uraufführung von Joachim Vötter

Regie: Ernst Binder
für Drama Graz bearbeitete Fassung

Theaterdirektor: Hubert Kramar
Schauspieler: Daniel Doujenis
Dichter: Markus Kofler

Eine Liebeserklärung ans Theaterleben … Tolles Theater toller
Menschen. (Kleine Zeitung)

Ein vielschichtiges Theaterfest … Ein Abend, der einen lehrt, was
die Faszination Theater ausmacht. (Kronenzeitung)

Presse-Links: Krone Steiermark, Kleine Zeitung, derStandard

NEUE SPIELTERMINE:

Mi. 13.05.2015 / 20:00
Posthof – Zeitkultur am Hafen – Posthofstrasse 43, A-4020 Linz
Black Humour Festival 2015 – MS (num. Sitzpl): € 15/17/19
http://www.posthof.at/programm/programm/article/hubsi-kramar-in-yorick-stirbt/

Zum Stück:

Hubert „Hubsi“ Kramar spielt in Joachim J. Vötters Komödie „YORICK STIRBT“ den Theaterdirektor, der genug hat vom Theater. Die Rolle hat Vötter dem Wiener OFF-Theater-Star auf den Leib geschrieben, sie ist auch eine Hommage an seinen langjährigen Freund und Förderer. Den Dichter spielt Markus Kofler, den Schauspieler Daniel Doujenis.

„Ich möchte die Herren daran erinnern, dass wir uns hier eingefunden haben, um die Welt zu Kleinholz zu machen und nicht,
um uns zu verbrüdern!“, schnauzt der Direktor die beiden an und befiehlt ihnen, ihm beim Zertrümmern des Bühnenbildes zu helfen.

Ein letztes Mal gibt er im Foyer seine Paraderolle als Adolf Hitler. Bevor der rote Vorhang fällt, holt er den Totenschädel aus dem Fundus, um Auge in Auge zu resümieren:

„Ein Hauch von Leben rührt sich in dem weiten Dunkel. Wo die Gestirne unbeirrbar Jahrmillionen Jahre standen,
bestaunen mich an ihrer Stelle Augen, um das an mir zu suchen, was Hamlet einst an dir gesucht:
das entwichene Leben des geliebten Narren, auf dessen Rücken er als Kind wohl tausend Male ritt.“

Inszenieren wird den Abend der Regisseur Ernst Binder, ein Spezialist für zeitgenössische Dramatiker,
der ungefähr 70 Theaterstücke uraufgeführt hat – darunter Texte von so renommierten Autoren
wie Peter Handke, Elfriede Jelinek, Einar Schleef, Werner Schwab oder Gert Jonke, um nur einige zu nennen.

HALBE WAHRHEITEN - Hubsi Kramar, Theater

Wiederaufnahme wegen grossen Erfolges im
von Alan Ayckbourn´s beste Komödie: HALBE WAHRHEITEN

mit Anita Ammersfeld, Sophie Prusa, Hubsi Kramar, Matthias Franz Stein
Regie: Carolin Pienkos

am 21. Nov und am 01. und 18. Dez. jeweils 20h und am 14. Dez. um 18h

StadtTheater Walfischgasse Walfischgasse 4, 1010 Wien

info@stadttheater.org tel 01 5124200

MANIFEST GEGEN DEN KRIEG - Hubsi Kramar

Hubert Kramar liest aus
DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT von Karl Kraus

in Brüssel im Wien Haus 1040 Brüssel in der Avenue de Tervueren 58
um 19h am 27. November um 19h

Einleitung Hubert Christian Ehalt, Vortrag: Oliver Rathkolb